Wir ermutigen Kommunalverwaltungen und Organisationen zwar immer dazu, sinnvolle Beteiligungsprojekte durchzuführen, aber das heißt ja nicht, dass die Aktivität nicht auch lustig und unbeschwert sein kann. Schließlich soll Ihre Plattform für Bürger:innenbeteiligung ein Ort sein, an den Ihre Einwohner:innen und andere Interessengruppen gerne kommen, wenn sie die Möglichkeit haben, sich einzubringen.
Die Bestandteile kreativer gesellschaftlicher Partizipation
Obwohl kreative Bürger:innenbeteiligungsprojekte jeweils ziemlich einzigartig sind, gibt es einige Faktoren, die die meisten von ihnen gemeinsam haben. Neben der Tatsache, dass sie in der Regel Spaß machen, gibt es weitere Prinzipien, die diese kreativeren Ansätze vereinen:
1. Sie sind einladend und inklusiv
Kreative Beteiligungsprojekte sind in der Regel gemeinschaftsweit angelegt. Daher ist es wichtig, allen das Gefühl zu geben, dass sie dazugehören und zur Teilnahme eingeladen sind. Erwägen Sie eine Willkommensnachricht, die ermutigend ist und die Menschen dazu anregt, aktiv teilzunehmen, anstatt nur still zu beobachten.
2. Sie ebnen mit Informationen das Spielfeld
Um wirklich inklusiv zu sein, erkennen kreative Beteiligungsprojekte an, dass Wissen Macht bedeutet. Das bedeutet, sie geben alle Hintergrundinformationen weiter, die für die Teilnehmenden notwendig oder hilfreich sein könnten.
3. Sie vermitteln, warum die Teilnahme wichtig ist
Kreative Projekte können zwar unbeschwert sein, sollten aber auch eine Wirkung auf die Gemeinschaft haben. Daher ist es wichtig, deutlich zu machen, dass die Aktion zu einem gesellschaftlichen Mehrwert führt. Die Gemeinschaft soll die Erfahrung machen, dass ihre Zeit geschätzt und gut genutzt wird.
6 Beispiele für kreative Bürger:innenbeteiligung
Zu unserem Netzwerk zählen schon über 350 Behörden und Organisationen. Viele haben immer wieder bewiesen, dass kreatives gesellschaftliches Engagement nicht nur möglich ist, sondern auch die perfekte Mischung aus Spaß und Wirkung darstellt. Hier teilen wir einige Beispiele für kreative Projekte aus unserer internationalen CitizenLab-Gemeinschaft:
🇳🇱 “Mittagessen mit dem Bürgermeister” in Den Helder
In der Gemeinde Den Helder startete Bürgermeister Jan de Boer auf der Plattform seiner Verwaltung das Projekt „Mittagessen mit dem Bürgermeister“. In der ersten Phase wurden die Plattform-Nutzer:innen aufgefordert, ihren Namen in den Hut für das Mittagessen zu werfen; acht Plätze gab es insgesamt. Der Bürgermeister teilte dann ein Video von dem Moment, als er die Namen aus dem Hut zog. Das zeigte auch, dass die Teilnehmenden zufällig ausgewählt wurden. Schließlich stellte die Stadtverwaltung ein Video und Fotos des Mittagessens zur Verfügung, um die gesamte Gemeinschaft über die Fortschritte und Diskussionen auf dem Laufenden zu halten. Es entstand ein zwangloser Raum, in dem die Bürgerinnen und Bürger ein informelles, aber tiefgründiges Gespräch mit der Stadtverwaltung führen konnten. Mit dieser Aktion setzte der Bürgermeister auch einen neuen Standard dafür, wie Dialog und Führung aussieht. Nicht zuletzt wurden die Menschen in Den Helder auf kreative Weise auf die Plattform für künftige Beteiligungsprojekte gebracht!
🇩🇪 In Bad Dürkheim werden die Menschen zu ihren Weinvorlieben befragt
Die Stadt Bad Dürkheim beschloss, neben der neu gestarteten Online-Beteiligung ihre Bürgerinnen und Bürger auch wieder persönlich anzusprechen. Der traditionelle Neujahrsempfang der Stadt, der normalerweise über 1.000 Teilnehmende anzieht, musste wegen der Pandemie verschoben werden. Um wieder in Schwung zu kommen, entschied sich die Stadtverwaltung für einen Frühlingsempfang im Weinland. Als Teil ihrer Kommunikationsbemühungen nutzten sie ihre digitale Beteiligungsplattform, um die Bad Dürkheimer zu ihren Weinvorlieben zu befragen. Eine kreative Art, klein anzufangen, das Engagement zu lockern und das Bewusstsein sowohl für die Beteiligungsplattform als auch für den neuen Frühlingsempfang zu steigern!
🇫🇷 In Antony wird ein Wald aufgeforstet und in Video-Updates dokumentiert
Nach einem großen Sturm im Jahr 2018 wurde der Bois de l’Aurore, ein Wald in der Stadt Antony, stark beschädigt. Um das Gebiet wiederherzustellen, die Artenvielfalt zu erhalten und es an die extremen Klimabedingungen anzupassen, startete die Stadt ein Restaurierungsprojekt, das die Menschen wieder mehr für Spaziergänge in der Natur begeistern wollte. Auch für Spiele zur Entspannung am Wegesrand wurde gedacht. Um die Bevölkerung über die verschiedenen Konsultationsphasen und Fortschritte auf dem Laufenden zu halten, wurden Video-Updates aus dem Wald veröffentlicht. Eine clevere Art, den Fortschritt eines sehr visuellen Projekts zu zeigen und die Bindung zu einem Naturprojekt zu erhöhen!
🇺🇸 Durango betrachtet den Tourismus aus einem anderen Blickwinkel
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Durango, im County La Plata. Als die Stadt ihre Beteiligungsplattform ins Leben rief, wollte sie sicherstellen, dass die Bedürfnisse der Einwohner:innen und Besucher:innen berücksichtigt werden. In diesem Sinne konzentrierte sich eines der Projekte auf ein oft übersehenes Tourismusthema – Übertourismus. Einige lokale Schätze sollten der lokalen Gemeinschaft vorbehalten bleiben. Durch eine Umfrage zu den verborgenen Schätzen, die sie gerne versteckt halten möchten, konnten die Bürger:innen die Orte ermitteln, die sie nicht in die Tourismuswerbung einbeziehen werden sollten, damit sie besonders und erhalten bleiben. Das Projekt war nicht nur interessant, sondern bot auch einen kreativen Weg, um die Teilnahme zu fördern – durch Geschenke, die Anreize für die Anmeldung auf der Partizipationsplattform boten!
🇧🇪 Lokeren will seinen Wert ‘Inklusion’ öffentlich verankern
Die Stadt Lokeren wollte ihren Regenbogen-Gehweg aufwerten. Also wandte sie sich an die Einwohner:innen, um kreative und innovative Wege zu finden, den symbolischen Regenbogen zu einer dauerhaften Einrichtung der Stadt zu machen. Um für das Projekt zu werben und die Beteiligung zu fördern, wurden die Verantwortlichen der Stadt kreativ und beklebten eine Bushaltestelle auf dem Marktplatz mit einem Regenbogen und Informationen über ihre Plattform. Nach mehreren Phasen – von der Ideenfindung über die Analyse bis hin zur Entscheidung – entschieden sie sich für die beliebte Idee einer öffentlich zugänglichen Regenbogen-Picknickbank mitten in der Stadt. Mit ein wenig Kreativität konnten die Werte der aufgeschlossenen und inklusiven Stadt als institutionalisiert werden!
🇬🇧 Wokingham feiert das Platinjubiläum der Königin
Mit mehr als 7.000 registrierten Teilnehmenden erneuerte das Jubiläumsprojekt von Wokingham die Bürger:innenbeteiligung. Die Menschen der Stadt waren aufgefordert, auf ihrer Plattform Ideen zur Feier des Platinjubiläums Ihrer Majestät der Königin zu teilen. Die Einwohner:innen hatten die Möglichkeit, sowohl Offline- als auch Online zur Feierlichkeit beizutragen, indem sie Geschichten und Erinnerungen an die Königin und frühere Jubiläumsfeiern teilten. Aber auch, indem sie die bevorstehenden Jubiläumsfeierlichkeiten auf einer interaktiven Karten markierten, um die Teilnahme an Straßenfesten, Nachmittagstees und anderen öffentlichen Veranstaltungen zu fördern!
Kreative Bürgerpartizipation ist überall möglich
Ganz gleich, ob Sie ein kreatives Projekt starten, um Ihre Bürger:innenbeteiligung auf eine unbeschwerte Art und Weise einzuleiten, oder ob Sie mit einer unterhaltsamen Option mehr Menschen zur Teilnahme anlocken möchten – wir hoffen, dass die Anleitungen und Beispiele in diesem Artikel Sie dazu inspiriert haben, Ihre nächsten Schritte in Sachen Partizipation zu planen.
Möchten Sie noch mehr darüber erfahren, wie Sie Ihr eigenes Projekt für gesellschaftliches Beteiligung starten können? Lesen Sie mehr:
- Leitfaden: Der Beginner’s Guide für digitale Bürgerbeteiligung
- Case study: Mitmachen Coburg! Mit Bürgerbeteiligung zur nachhaltigen Strategie #GenerationCO2030
- Blog: 5 Schritte zur erfolgreichen Beteiligungskultur in Ihrer Stadt