Kommunale Wärmeplanung: Herausforderungen für Städte und Gemeinden

Die kommunale Wärmeplanung (KWP) wird in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle für Städte und Gemeinden spielen. Mit dem seit 1. Januar 2024 geltenden Wärmeplanungsgesetz und dem Gesetz für erneuerbares Heizen stehen die Kommunen vor großen Aufgaben. Zu diesen Kommunen gehört auch die 19.000-Einwohner-Stadt Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz. 

Es kommt einiges auf die Stadt zu. Sie benötigt für die Erfüllung der Gesetze einen Aus- und Umbau bestehender Wärmenetze, die Integration neuer Technologien sowie die Akzeptanz und Beteiligung der Einwohner*innen. Zudem müssen Bürger*innen informiert und über die Wärmewende gebildet werden. Vielen Menschen sind die Vorteile und Chancen der Wärmewende nicht bewusst. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft notwendig. 

Damit möglichst viele Beteiligte erfolgreich in die Kollaboration eingebunden werden, sind leicht zugängliche und unterstützende Hilfsmittel erforderlich. Sie bilden die Grundlage für einen inklusiven und informierten Ablauf, der die Mitwirkung möglichst aller Akteure und Betroffenen auf einfache Weise fördert.

Die Verwaltung der Stadt nahe Mannheim widmet sich der Herausforderung gewissenhaft. Bereits zwei Jahre zuvor, im Jahr 2022, kam die Angelegenheit intern zur Sprache. Die Stadtregierung hatte frühzeitig und entsprechende Fördermittel beantragt, sobald diese durch die nationale Klimaschutzinitiative bereitgestellt wurden. Das war jedoch nur der erste Schritt. Folglich begann im Jahre 2024 die nächste Stufe, und es war an der Zeit, die Strategie für die zukünftige Wärmeversorgung der ganzen Stadt zu entwickeln. 

Transparente Wärmewende: Wie Bad Dürkheim die Bürger*innen in die Zukunft der Energieversorgung einbindet

Der Erfolg der Wärmewende hängt in entscheidendem Maß davon ab, wie sorgfältig die Lebenssituation der Bürger*innen berücksichtigt wird und wie stark sie sich aktiv beteiligen können.. Um ihre Ziele zu erreichen und die Fördermittel zielgerichtet zu verwenden, entschied sich die Stadt Bad Dürkheim, einen innovativen Weg zu gehen und digitale Beteiligungsmöglichkeiten zu nutzen. Mithilfe einer Beteiligungsplattform erarbeiteten die Einwohner*innen gemeinsam mit der Stadt eine entsprechende Wärmeplanung.

Bei der Entwicklung steht die Umstellung der Wärmeversorgung ganzer Stadtgebiete im Mittelpunkt, beispielsweise durch den Ausbau von Fernwärmenetzen. Dies ist ein anspruchsvolles Vorhaben und die Stadtverwaltung hat großen Wert auf eine transparente und bürgernahe Ausarbeitung gelegt. Dazu wurden zwei digitale Hilfsmittel verwendet. 

Zum einen eine klassische Webseite, auf der Bürger*innen Informationen wie Terminhinweise und einen telefonischen Kontakt finden. Sie ist der erste Anlaufpunkt, dient zur Orientierung und wird leicht von Einwohner*innen im Internet gefunden. Zweitens nutzte sie die Beteiligungsplattform von Go Vocal und verlinkte sie auf deren Website. Während die Website primär als einseitige Informationsquelle fungiert, ermöglicht die Go Vocal-Plattform eine digitale Mitbestimmung und einen interaktiven Austausch. 

Hier können sich Bürger*innen nicht nur über politische Vorgänge informieren, sondern sich auch aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligen und diese mitgestalten. Der Beteiligungsprozess für die Wärmeplanung bestand aus sechs unterschiedlichen Phasen, in denen die Teilnehmer*innen aktiv sein konnten oder informiert wurden:

  1. Bürgerbefragung
  2. Auswertung
  3. Beteiligungsveranstaltung
  4. Ergebnisse der Umfrage
  5. Informationsveranstaltung
  6. Offenlegung des Vorgehens

Die Planung ist eine komplexe Aufgabe, bei der eine fundierte Datengrundlage unverzichtbar ist. Ohne eine ordentliche Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation gleicht der Prozess einem Hausbau ohne Fundament. Daher spielte insbesondere der erste Schritt, die Bürgerbefragung, eine zentrale Rolle. 

Die Praxis hat gezeigt, dass die Online-Beteiligung ein wirkungsvolles Hilfsmittel für eine erfolgreiche Bestands- und Potenzialanalyse darstellt. So konnten etwa Informationen zur Wohn- und Heizsituation ermittelt werden – beispielsweise, ob von den Eigentümern in der Vergangenheit bereits Maßnahmen in diesem Bereich umgesetzt wurden.

Im Rahmen der Bestandsanalyse wurden bestehende Heizsysteme, die vorhandene Infrastruktur sowie Energieverbrauchsdaten erfasst. Darauf aufbauend ermöglichte die Potenzialanalyse eine gezielte Auswertung der Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und zur Nutzung erneuerbarer Energien. Die Ergebnisse ließen sich mithilfe der Plattform spielend leicht auswerten und in Berichte überführen, die für die Analysen von großem Wert waren. Sie konnten sowohl innerhalb der Verwaltung als auch mit den Bürgerinnen und Bürgern geteilt werden.

Die Umfrage stellte diverse Fragen an die Teilnehmer*innen, die abhängig vom Hintergrund der Person waren. Der Teilnehmer*in wurde zu Beginn um Auskunft gebeten, ob es sich bei ihnen um einen Immobilieneigentümer*innen oder Mieter*innen handelt. Je nach Antwort der Person erhielt sie dann einen unterschiedlichen Fragebogen.

Ein wichtiger Aspekt der Online-Beteiligung war die Auswertung von Informationen zur finanziellen Situation der Einwohner*innen. Die Stadt wollte zum Beispiel herausfinden, ob und in welchem Maße Bürger*innen zukünftig Fördermittel beantragen möchten. Der Bogen umfasste weitere Punkte, die sich mit dem Hintergrund der Teilnehmer*innen und deren Immobilie beschäftigen, wie zum Beispiel:

  • Wurden bereits in den letzten 15 Jahren Maßnahmen an Ihrer Heizungsanlage durchgeführt oder eine PV-Anlage erstellt?“

Zudem bietet die Beteiligungsplattform die Möglichkeit, ein offenes Textfeld in die Umfrage einzubinden, indem die Teilnehmer ohne Vorgaben weitere Kommentare und Wünsche äußern können. Die Befragung, insbesondere mit diesem freien Textfeld, ermöglichte der Stadt Bad Dürkheim, ein besseres Bild zur Situation der Bürger*innen zu erhalten.

Zufrieden mit der Beteiligung 

Über die mehr als 500 Teilnehmer*innen hat sich die 19.000 Einwohner Stadt Dürkheim gefreut. Und Kommunalverwaltungen haben gute Gründe den Dialog mit ihren Einwohner*innen zu suchen. Dies spiegelt sich zum einen wider in der aktuellen politischen Lage Deutschlands, zum anderen haben laut einer Umfrage von „More in Common“ 82 % der Deutschen das Gefühl, politisch kein Gehör zu finden. Die Kommune konnte Einblicke in die Situation der Bürgerschaft gewinnen, die sie sonst nicht zugänglich gehabt hätte, und durch die Verwendung der Plattform wurden ihre Bürger*innen bei der Planung maßgebend berücksichtigt.

Immer auf dem neuesten Stand der kommunalen Wärmeplanung

Ein entscheidender Aspekt für den Erfolg dieses Projekts ist, dass den Bewohner*innen ein transparenter Überblick darüber gegeben wurde, welche Maßnahmen geplant sind und wann diese umgesetzt werden. Zudem unterliegen die Gesetzeslage sowie die Fördermöglichkeiten regelmäßigen Änderungen, die sich in kurzen oder längeren Abständen vollziehen können. 

Mit der zentralen Beteiligungsplattform und ihren integrierten Kommunikationsmitteln war die Verwaltung in der Lage, den aktuellen Stand jederzeit und auf einfache Weise öffentlich zu halten. Durch die einfache Bedienung der Plattform konnten diese Anpassungen jederzeit und effizient von der Stadt kommuniziert werden. Jedes neue Ereignis oder das Voranschreiten der einzelnen Phasen wurde an die Teilnehmer*innen über eine automatisierte E-Mail-Benachrichtigung mitgeteilt. Diese Automatisierung entlastete die Verwaltung und die Bürger*innen waren immer über den aktuellen Stand des Projekts im Bilde.

Von der Umfrage bis zur Offenlage – Transparenz in der Wärmeplanung!

Nach Abschluss der Umfrage wurden die Ergebnisse bei einer Infoveranstaltung im Sommer 2024 vorgestellt. Zudem ist die Stadt gesetzlich verpflichtet, den Entwurf des Wärmeplans für mindestens 30 Tage öffentlich zugänglich zu machen. Der Plan steht den Bürger*innen zudem jederzeit digital auf der Beteiligungsplattform zur Verfügung.

Der Prozess der gemeinsamen Strategieentwicklung dauerte etwas mehr als ein halbes Jahr. Anschließend wird die Strategie der kommunalen Wärmeplanung sowohl im Bauausschuss als auch zwei Monate später im Stadtrat besprochen, woraufhin sie endgültig festgelegt wird.

Sehen Sie auch: 5 Tipps für eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung in der kommunalen Wärmeplanung

Vom Konzept zur Umsetzung

Die Wärmeplanung ist erst der Anfang. Nachdem die Strategie festgelegt wurde, geht es im Anschluss mit der Detailplanung weiter. In dieser wird zum Beispiel festgelegt, welche konkreten Maßnahmen in welcher Straße durchgeführt werden. Dafür sind weitere Informationen und Untersuchungen der Stadtverwaltung notwendig. 

Aufgrund der positiven Erfahrung und den wertvollen Informationen, die sowohl die Stadt als auch die Bevölkerung durch die Online-Beteiligung erhalten haben, soll die Stadtbevölkerung auch zukünftig durch die Beteiligungsplattform Go Vocal involviert und informiert werden. 

„Uns hat es auf jeden Fall geholfen, die Beteiligungsplattform da zu nutzen und auch zu bewerben, dass sich die Bürger beteiligen, […] man bekommt dann noch mal durch die Umfrage mit, was beschäftigt die Bürger genau, was machen die. Wir empfehlen da gerne die Beteiligungsplattform.“

- Cara Buschlinger, Klimaschutzmanagerin der Stadt Bad Dürkheim

Bürger*innenbeteiligung heißt auch, voneinander lernen und gemeinsam wachsen.

Durch Maßnahmen wie die Modernisierung der Energieversorgung, aber auch etwa des Verkehrssystems oder des Bildungswesens, steigt heutzutage die Notwendigkeit, aktiv in das tägliche Leben der Menschen einzugreifen. Eine Beteiligungsplattform wie Go Vocal ermöglicht es den Bürger*innen, politische Maßnahmen in Form einer aktiven Mitgestaltung ihres Lebensumfeldes zu erleben, anstatt sie als fremdbestimmte Eingriffe in ihr Leben wahrzunehmen. Die Einbindung der Gesellschaft durch eine Online-Beteiligung kann dazu beitragen, das Vertrauen in politische, bürgernahe Entscheidungen und das politische System zu stärken.

Fördern Sie Ihre Gemeinschaft durch digitale Bürger*innenbeteiligung! Starten Sie jetzt mit einer inklusiven und transparenten Beteiligung – wir unterstützen Ihre Kommune. Jetzt Termin vereinbaren!