In Deutschland unterscheidet man zwischen gesetzlich verpflichtender formeller Beteiligung – z.B. im Kontext der Bauleitplanung, die eine zweistufige Bürger:innenbeteiligung vorschreibt. Im Rahmen der Modellprojekte Smart Cities ist bürgerschaftliche Partizipation ebenfalls eine Bedingung.  Daneben steht die informelle Bürger:innenbeteiligung, deren Merkmal die Freiwilligkeit ist.

Die Einbindung der Bevölkerung ist ein wichtiges demokratisches Werkzeug, das eine inklusivere und partizipativere Politikgestaltung ermöglicht. Bei den Zahlen der jüngst veröffentlichten Vodafone-Studie zeigte sich, dass die junge Generation politisch mitwirken will – aber drei Viertel die deutsche Demokratie als zu schwerfällig erleben, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu lösen. Mit freiwilligen Beteiligungsmöglichkeiten schaffen Sie ein wichtiges Instrument, gegen diesen Trend zu steuern. Verlieren Sie keine Zeit beim Aufbau einer Partizipationskultur in Ihrer Stadt.

Wie bauen Sie eine Kultur der Beteiligung in Ihrer Kommune auf?

Die Beteiligung der Gemeinschaft sollte kein „nice to have“ sein, sondern ein „must-have“. Hier finden Sie 5 einfache Schritte zum Aufbau einer Beteiligungskultur.

Schritt 1: Schaffen Sie einen internen Konsens und ein engagiertes Unterstützungsteam für Ihre Partizipationsbemühungen.

Der Aufbau einer Plattform bzw. eines Beteiligungsplans der Gemeinschaft kann viel Zeit in Anspruch nehmen und erfordert wahrscheinlich eine Reihe von Besprechungen mit einer Vielzahl von Interessengruppen in Ihrem Team. Diese sind jedoch unabdingbar, wenn Sie intern (und extern) eine langfristige Akzeptanz erreichen wollen. Je mehr Sie in der Lage sind, den Wert gesellschaftlicher Partizipation zu erörtern und zu zeigen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihr Vorhaben erfolgreich aufgenommen wird.

Im Folgenden haben wir einige Tipps für Sie aufgeschrieben, wie Sie intern Unterstützung für Ihre Beteiligung gewinnen können:

  • Verknüpfen Sie das gesellschaftliche Engagement mit Ihren wichtigsten Unternehmens- und Teamzielen und -prioritäten. Richtig gemacht, wird Partizipation die Arbeit, die Sie sowieso schon täglich für Ihr Gemeinwesen leisten, nur noch verbessern. Kommunale Beteiligung hat großen Mehrwert und bringt eine Reihe Möglichkeiten, die nicht nur das Leben Ihrer Bewohner:innen, sondern auch Ihr eigenes verbessern können.
  • Identifizieren Sie die potenziellen Herausforderungen und die sich daraus ergebenden Lösungen der Beteiligung. Die Öffnung der Tür zur Bürger:innenbeteiligung mit dem Ziel der Transparenz wird naturgemäß mit Risiken und Widerständen verbunden sein, aber das ist nichts, womit eine Kommunalverwaltung nicht schon einmal konfrontiert wurde. Wenn Sie darauf vorbereitet sind und Ihren Kolleg:innen und der Gemeinschaft zeigen können, dass Sie wissen, wie Sie diese Herausforderungen meistern können, wird dies Vertrauen und Unterstützung für Ihre Bemühungen schaffen.
  • Zeigen Sie anhand von Beispielen, wie ähnliche Städte den Wert des Engagements für eine Gemeinschaft konkret aufzeigen können. Anhand von Daten und Erfahrungen aus der realen Welt können Sie Partizipation zum Leben erwecken und nachvollziehbar machen. Das hilft, Beteiligung als handfestes Werkzeug für Lösungen zu begreifen. Z.B. die potenzielle Anzahl der Einwohner:innen, die Sie erreichen könnten, bis hin zu direkten Auswirkungen, die Beteiligung auf die Politik/Gemeinschaft haben kann.

Schritt 2: Legen Sie die wichtigsten Ziele, Erwartungen und Prozesse für die Beteiligung fest, einschließlich einer klaren Zuständingkeitsperson und/oder eines Beteiligungsteams, das die Partizipation überblickt.

Sobald Sie Ihr Team hinter Ihnen steht, formulieren Sie gemeinsam klare, messbare und erreichbare Ziele. Folgende Leitfragen können dabei helfen:

  • Was wollen wir durch die Beteiligung der Gemeinschaft erreichen?
  • Wie werden wir uns mit den Bürger:innen auseinandersetzen und deren Feedback einholen?
  • Von wem wollen wir hören? Welche Art von Rückmeldung möchten wir erhalten?
  • Wie werden die gesammelten Daten für die Entscheidungen analysiert und genutzt?
  • Mit welchen Methoden möchten wir die Einwohner:innen kontinuierlich informieren und beteiligen?

Die bayerische Stadt Coburg schafft eine unglaublich starke Kultur der Beteiligung. Schauen Sie sich an, wie hier die Bürger:innen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Stadt und zur aktiven Beteiligung animiert werden:

Über die Online-Beteiligungsplattform werden die Coburger:innen eingeladen, sie einzubringen und die Zukunft mitzugestalten

Schritt 3: Langsam und bedächtig beginnen, ein Projekt nach dem anderen.

Wenn Sie klein und bedacht anfangen, können Sie einen klaren, ganzheitlichen Ansatz für die Partizipation entwickeln. Ob Online-Plattform oder eine andere Methode – Ihre Beteiligungskultur gedeiht vom ersten Tag. Planen und gestalten Sie Ihr Engagement von Anfang an bewusst. So sparen Sie sich Phasen der Entmutigung und halten auch die kontinuierliche Unterstützung wichtiger Stakeholder.

  • Beginnen Sie mit einem Projekt, von dem Sie wissen, dass es für eine Vielzahl Ihrer Bürger:innen eine hohe Bedeutung hat. Ein Thema, das allen am Herzen liegt, könnte z.B. erschwinglicher Wohnraum sein – und mit solchen Themen können Sie Menschen direkt zu Beteiligung bewegen. Wenn anfängliche Hürden erstmal überwunden sind, beispielsweise die Anmeldung bei einer Online-Beteiligungsplattform, wird es viel leichter, die Menschen kontinuierlich auch für aktuelle und neue andere Themen zu begeistern.
  • Holen Sie Ihre Gemeinschaft dort ab, wo sie ist. Verschaffen Sie sich Verständnis für die derzeitige Kultur der Beteiligung – oder das Fehlen einer solchen. Zeigen Sie die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen auf, die neue Partizipationsmethoden haben könnten. Unabhängig davon, ob Sie digitale oder analoge Vorgehen nutzen, Sie werden Ihre Beteiligungskultur nicht von heute auf morgen ändern können, daher ist es wichtig, den aktuellen Status zu berücksichtigen, einschließlich der bestehenden Lücken. Auf diese Weise können Sie Lücken schließen und auch Teile Ihrer Bevölkerung erreichen, die sich sonst vielleicht nicht beteiligen würde. Ihre Politik wird dadurch letztlich integrativer und repräsentativer für die Bedürfnisse Ihrer gesamten Gemeinschaft.
  • Entwickeln Sie einen klaren Kommunikationsplan, der sich in Ihre bestehende Beteiligungsstrategie einfügt und diese verbessert. Das Gute: Sie brauchen das Rad nicht neu zu erfinden. Aber Ihre Bemühungen werden nur dann erfolgreich sein, wenn die Menschen in Ihrer Kommune von den Beteiligungsmöglichkeiten erfahren. Mit Ihrer bestehenden Kommunikationsstrategie haben Sie Ihre Ziele für die Beteiligung festgelegt. Gehen Sie mit diesen Zielen und Ihrer Beteiligung proaktiv an die Öffentlichkeit, um sicherzustellen, dass Sie so viele Menschen in Ihrer Stadt oder Kommune wie möglich erreichen können. Die Auswahl der Kanäle ist riesig – die sozialen Medien, Flyer in Schulen oder eine Videoankündigung – nehmen Sie sich im Vorfeld die Zeit, um zu planen, wie Sie Ihre Beteiligungsinitiative kommunizieren werden – so fördern Sie die Beteiligungskultur weiter.

Schritt 4: Halten Sie die positive Energie Ihrer Beteiligung aufrecht, sowohl intern als auch extern, indem Sie kontinuierlich über die diskutierten Projekte informieren.

Anhand von datengestützten Berichten und direktem Feedback aus der Gemeinschaft ist es wichtig, Ihren Bürger:innen mitzuteilen, welche konkreten Auswirkungen ihre Beteiligung auf bestimmte Maßnahmen oder Entscheidungen hatte. Dies zeigt auch, dass ihr Beitrag geschätzt und wirklich berücksichtigt wird. Es ist zudem wichtig, Ihrem Team den Erfolg und die Vorteile der Partizipation laufend mitzuteilen, um am Ball zu bleiben. Letztendlich ist eine Beteiligungskultur das Ergebnis eines kontinuierlichen Engagements und der Begeisterung der Beteiligten auf allen Seiten des Prozesses. Es fördert die Motivation der Partizipation und  schafft eine inklusivere, erfolgreichere Politikgestaltung.

Schritt 5: Halten Sie die Projekte am Laufen.

Sobald die Beteiligung auf Zustimmung stößt und erste Erfolge zeigt, sollten Sie den Schwung beibehalten. Eine erfolgreiche Partizipationskultur wird nie das Ergebnis eines einzelnen Projekts sein, daher ist es wichtig, kontinuierlich neue Projekte und Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen. Eines der Hauptziele einer Beteiligungsplattform ist es, Einwohner:innen eine konsolidierte, vertrauenswürdige Anlaufstelle für Informationen zu bieten. Indem Sie Projekte und Informationen in einer sicheren Umgebung bereitstellen, wissen sowohl Ihre Mitarbeitenden als auch Ihre Gemeinschaft, wohin sie sich wenden müssen. Damit sie immer wieder kommen, sollten Sie Ihre Beteiligungsinitiativen weiter offen kommunizieren und neue Möglichkeiten für die Bürger:innen schaffen, sich im wahrsten Sinne engagiert zu engagieren.

Eine Online-Beteiligungsplattform kann eine Schlüsselrolle bei der Schaffung einer Beteiligungskultur spielen. Erfahren Sie, wie CitizenLab Ihnen dabei helfen kann.

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