Steigerung der Bürgerbeteiligung: 10 bewährte Verfahren für mehr Partizipation

Von
Sören Fillet
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26/12/2024
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5 minutes
Steigerung der Bürgerbeteiligung bewährte Verfahren

Hoffen Sie bei jeder Bürgerversammlung auch, dass sich mal neue Menschen einbringen und nicht immer dieselben Gesichter auftauchen? Sind Sie frustriert über die geringe Beteiligung und die geringen Rückmeldungen? Damit sind Sie nicht allein. In diesem Blogbeitrag stellen wir Ihnen zehn bewährte Verfahren vor, die Sie dabei unterstützen, den Kreislauf der geringen Beteiligung zu durchbrechen und Partizipation zu stärken.

Inhalt:

Bewährte Verfahren zur Förderung der Beteiligung

Die Landschaft der gesellschaftlichen Beteiligung verändert sich. Natürlich sind traditionelle Bürgerversammlungen und Umfragen nach wie vor wichtige Instrumente. Aber erfolgreiche Kommunalverwaltungen wissen, dass eine sinnvolle Beteiligung mehr braucht: einen differenzierteren, langfristigen Ansatz. Bei effektiver gesellschaftlicher Beteiligung geht es nicht um einzelne Veranstaltungen oder Initiativen – sondern darum, beständige, zugängliche und reaktionsschnelle Interaktion mit den Einwohner*innen zu pflegen, eine Verbindung aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Im analogen wie im digitalen Raum. 

1. Erstmal eine Grundlage für Vertrauen und Verständnis schaffen

Damit Bürger*innen motiviert sind, sich zu engagieren, ist es ratsam, nicht immer erst dann auf sie zuzugehen, wenn Sie etwas brauchen. Eine gute Beziehung braucht Pflege, und sie braucht ein Fundament, auf dem sich Vertrauen aufbauen lässt. Konsequent und proaktiv zu beteiligen, ist die effektivste Möglichkeit, eine starke Beziehung zu Ihrer Gemeinschaft zu etablieren.

Schaffen Sie einen regelmäßigen Rhythmus kleinerer Interaktionen, statt auf größere Projekte zu warten.

Natürlich sollten alle Projekte sinnvoll sein - dazu ermutigen wir unsere Kommunalverwaltungen per se. Aber es darf auch Raum geben für Spaß und unbeschwerte Aktivitäten. Ein paar Ideen haben wir hier:

  • Wettbewerbe zur Verschönerung der Nachbarschaft: Ermutigen Sie die Bürger*innen, ihre Häuser oder Gärten für einen festlichen Anlass wie Weihnachten oder Halloween zu schmücken. Vergeben Sie Preise für die kreativsten und festlichsten Dekorationen.

Die belgische Stadt Ostende veranstaltet beispielsweise jedes Jahr einen Wettbewerb, bei dem die Einwohnerschaft Stimmen für ihre favorisierten Lichtinstallationen abgeben kann. Bei dieser festlichen Initiative erleuchten 175 lokale Geschäfte und Organisationen, darunter Unternehmen und Vereine der Stadt mit wunderschön dekorierten Fassaden, Gärten, Balkonen und Schaufenstern.

Der Wettbewerb bietet verlockende Preise, die so viele Menschen wie möglich dazu anregen, sich an der festlichen Schmückaktion zu beteiligen. Zu den Preisen gehören Einkaufsgutscheine von örtlichen Geschäften für die teilnehmenden Einwohner*innen und ein Geldpreis für die kreativste Weihnachtsdekoration in der Kategorie „Unternehmen und Organisationen“.

  • Gemeinschaftsgarten-Sharing-Kreis: Richten Sie einen Online-Bereich ein, in dem Garten-Tipps ausgetauscht und voneinander gelernt werden können. Dies kann das Gemeinschaftsgefühl und die Zusammenarbeit fördern.

  • Gemeinschafts-Kochbuchprojekt: Erstellen Sie ein Gemeinschafts-Kochbuch mit Rezepten von Menschen aus Ihrer Stadt. Eine schöne und emotionale Möglichkeit, lokale kulinarische Traditionen wertzuschätzen und den Gemeinschaftssinn und Lokalpatriotismus zu fördern.

2. Beteiligung greifbar machen

Die Nähe zu einem Problem kann den Wunsch nach Beteiligung erheblich beeinflussen. Menschen bringen sich eher in Diskussionen ein, die sich auf ihre direkte Nachbarschaft oder ihr tägliches Leben beziehen. Anstatt beispielsweise einen stadtweiten umfassenden Plan als eine stadtteilübergreifende Initiative zu konzipieren, sollten Sie eher kleinteiliger an die Sache herangehen.

Sehen Sie es als eine Möglichkeit zur Verbesserung bestimmter Qualitäten einer bestimmten Nachbarschaft oder eines Quartiers, wie z. B. Verbundenheit, Gesundheit und Lebensqualität. Indem Sie die lokalen Auswirkungen von Projekten hervorheben, können Sie die am stärksten betroffenen Personengruppen zu einer stärkeren Beteiligung ermutigen. 

3. Beteiligung fördern und anerkennen

Manchmal kann ein kleiner Anreiz Menschen dazu motivieren, sich zu beteiligen. Wir haben bereits erwähnt, dass Sie Ausschreibungen organisieren können, aber Sie könnten auch in Erwägung ziehen, Belohnungen anzubieten oder Gemeinschaftsmitglieder zu würdigen, die aktiv zu Projekten beitragen. So entsteht eine Kultur der Beteiligung, in der Engagement gefeiert und geschätzt wird. Darüber hinaus können Schulungen zum Thema Bürger*innenbeteiligung dazu beitragen, dass sich die Menschen selbstbewusster, informierter und bereit fühlen, sich effektiv einzubringen. 

4. Nutzen Sie digitale Beteiligungsplattformen für eine breitere, nachhaltigere Beteiligung 

Digitale Beteiligungsplattformen sind der Wegbereiter für mehr Vernetzung und PartizipationBeteiligung. Kommunalverwaltungen können mit dem leistungsstarken Instrument ein breiteres Publikum erreichen, unterschiedliche Perspektiven sammeln und einen kontinuierlichen Dialog fördern. Eine digitale Plattform spricht v.a. jüngere Bevölkerungsgruppen und solche Menschen an, die sich weniger an traditionellen, persönlichen Veranstaltungen beteiligen. Auch lassen sich ehemalige Teilnehmende ganz einfach erneut einbinden, indem sie dazu eingeladen werden, zu laufenden Initiativen beizutragen, und ihnen Möglichkeiten für eine fortgesetzte Beteiligung zu bieten.

5. Bieten Sie inklusive und barrierefreie Möglichkeiten zum beteiligen 

Damit die Beteiligung wirklich erfolgreich ist, muss sie für alle zugänglich sein. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderungen berücksichtigt, wirtschaftliche und zeitliche Barrieren abgebaut und Optionen wie Übersetzungsdienste und mehrere Sitzungszeiten angeboten werden müssen.

Darüber hinaus ermöglicht die Bereitstellung von Online- und virtuellen Beteiligungsmöglichkeiten auch denjenigen eine Teilnahme, die nicht persönlich anwesend sein können. Inklusivität stärkt den Beteiligungsprozess, indem sie unterschiedlichen Perspektiven eine Stimme verleiht.

6. Schließen Sie den Feedback-Kreislauf

Wenn es um Feedback und Rückmeldungen geht, stellen Sie sich einen Kreislauf vor. Feedback sollte in beide Richtungen gehen. Kommunalverwaltungen können Umfragen, Fokusgruppen und Gemeindedaten nutzen, um Dienstleistungen zu verbessern, aber sie sollten auch zeigen, wie Bürger*innenbeiträge in der Vergangenheit zu echten Veränderungen geführt haben. Wenn man den Einwohner*innen die konkreten Auswirkungen ihrer Ideen, Vorschläge und Rückmeldungen aufzeigt, wird deutlich, dass ihre Beteiligung wichtig ist. Das fördert das Vertrauen - und regt zur weiteren Beteiligung an.

7. Arbeiten Sie mit Gruppen zusammen, um engere Beziehungen aufzubauen

Menschen bringen sich eher ein, wenn sie von Gruppen (z.B. Vereine, Institutionen), denen sie vertrauen, zum Handeln aufgefordert werden. Durch die Zusammenarbeit mit z.B. religiösen oder gemeinnützigen Organisationen, Nachbarschaftsverbänden oder Bürger*innengruppen können Sie bisher unterrepräsentierte Menschen leichter erreichen. Diese Organisationen verfügen oft über stabile Verbindungen zu ihrer Gemeinschaft. Die Zusammenarbeit mit ihnen kann dazu beitragen, die Vertrauenslücke zu schließen und ein empfänglicheres Umfeld für Beteiligung zu schaffen.

8. Entwickeln Sie gezielte Strategien für die Öffentlichkeitsarbeit

Bürger*innen möchten sich gern einbringen, oft fehlt ihnen aber der Überblick über ihre Möglichkeiten. Typische Methoden der Öffentlichkeitsarbeit, wie das Posten auf einer Website oder einer Social-Media-Seite sind manchmal ineffektiv. Ziehen Sie den Einsatz von Direktwerbung, SMS-Kampagnen oder sogar gezielten Social-Media-Anzeigen in Betracht, um die von bestimmten Problemen betroffenen Bewohner*innen zu erreichen. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit ist in der heutigen überfüllten digitalen Landschaft unerlässlich und trägt dazu bei, dass die richtigen Informationen die richtigen Personen erreichen.

9. Setzen Sie auf hybride Beteiligung 

Hybride Beteiligung – das ist die Kombination aus digitalen und persönlichen Methoden – bietet eine Flexibilität, die auf dem Land genauso effektiv ist, wie in Großstädten. Kleinere Gemeinden können die lokale Vertrautheit nutzen, indem sie an Veranstaltungen wie Bauernmärkten oder lokalen Messen teilnehmen.

Bei solchen Gelegenheiten können kommunale Vertreter*innen auf natürliche Weise ins Gespräch mit den Menschen kommen und Feedback sammeln. Mit einem Tablet oder Stift und Papier ausgestattet, lassen sich die Meinungen der Bewohner*innen vor Ort dokumentieren und sie später auf digitalen Plattformen hinzufügen, um sicherzustellen, dass alle Stimmen gehört werden.

10. Bewerten Sie den Prozess und die Ergebnisse

Um die Wirksamkeit Ihrer Beteiligung zu verstehen, ist es schließlich entscheidend, die Auswirkungen von Maßnahmen zur Bürger*innenpartizipation zu bewerten. Durch die quantitative und qualitative Auswertung der Maßnahmen, die Sie ergriffen haben, um die Bürger einzubeziehen, können Sie fundierte Entscheidungen über zukünftige Projekte treffen und sicherstellen, dass diese den unterschiedlichen Bedürfnissen Ihrer Bürger*innengruppen entsprechen.

Darüber hinaus raten wir unseren Kommunalverwaltungen immer, die Ergebnisse dieser Bewertungen mit den Bürger*innen zu teilen. Dies schafft Transparenz und fördert den kontinuierlichen Dialog mit den Menschen über Praktiken der Beteiligung.

Nachhaltig wirksame Beteiligung ist langfristige Beteiligung

Effektive Bürger*innenbeteiligung ist ein Marathon, kein Sprint. Um eine nachhaltige Beteiligung zu gewährleisten, ist es ratsam, die bewährten Verfahren, wie sie in diesem Blogbeitrag beschrieben werden, anzuwenden und zu priorisieren. Ebenso wichtig ist es, offen zu sein und zu bleiben. Zum Beispiel, sich über die neuesten Trends und Strategien im Bereich der Beteiligung in der Gemeinschaft auf dem Laufenden zu halten, aber auch von guten Ansätzen anderer Kommunalverwaltungen zu lernen. Glücklicherweise sind der Blog und die Fallstudien-Sammlung von Go Vocal eine ideale Ressource dafür.

Mit diesen 10 Empfehlungen können Sie eine Bürger*innenbeteiligung gestalten, die nachhaltig wirken kann. Nutzen Sie die Kompetenz der Menschen Ihrer Kommune, um mit ihnen zusammen die Zukunft zu gestalten. 

Sören Fillet
Von
Sören Fillet

Sören hat ein tiefes Interesse an Politik und demokratischer Innovation. Er strebt danach, Geschichten zu erzählen, die Verwaltungen inspirieren und zu wirkungsvollerer Beteiligung anregen.

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