Foto: Stadt Wien/Martin VOTAVA / V.l.n.r.: Wencke Hertzsch, Leiterin des Büros für Mitwirkung, Gemeinderätin Angelika Pipal-Leixner, Demokratiestadtrat Jürgen Czernohorszky, Susanna Erker, Abteilungsleiterin Stadt Wien – Energieplanung (MA 20) und Gemeinderätin Nina Abrahamczik.

Mehrfach für seine Partizipation ausgezeichnet, legt die Stadt jetzt die nächste Schippe in seiner Demokratiestrategie drauf. Gerade startete das „Büro für Mitwirkung“.  Und das schauen wir uns in diesem Beitrag mal genauer an! 

Die nächste Stufe der Demokratiestrategie Wiens: Büro für Mitwirkung

Im Frühjahr 2023 wurde in Wien unter der Frage „Die Wiener Demokratie im Wandel?!“ von einer Enquete die sog. Wiener Demokratie-Strategie angeregt. Die Enquete, bestehend aus Politiker*innen, Expert*innen aus Verwaltung und Wissenschaft, Vertreter*innen von NGOs und Beteiligungsagenturen waren sich einig, dass sie die Möglichkeiten zur Beteiligung und Mitbestimmung von Bürger*innen in Wien weiter ausbauen wollten.

Nun wird bis zum Frühjahr 2025 die Strategie vom „Büro für Mitwirkung“ partizipativ weiterentwickelt. Das Büro ist kein fester Ort, sondern eine mobile Werkstatt, mit der das Beteiligungsteam aktiv in die Quartiere geht, um dort mit den Menschen in den Austausch zu kommen. Das „Büro für Mitwirkung“ will Demokratie stärken und die Zugänglichkeit zur Bürger*innenbeteiligung weiter ausbauen. Mehr Menschen soll es ermöglicht werden, sich am Stadtgeschehen zu beteiligen, insbesondere jenen, die bisher schwer erreicht wurden (z.B. Menschen mit niedrigem Einkommen oder ohne Wahlrecht).

"Mit der Werkstatt für Mitwirkung wollen wir Menschen erreichen, die sich bisher nicht oder nur wenig an demokratischen Prozessen beteiligen, weil sie zum Beispiel von Armut und Ausgrenzung betroffen sind oder weil sie nicht die österreichische Staatsbürger*innenschaft haben. Unser Ziel ist es, diesen oft ungehörten Stimmen Gehör zu verschaffen und sie aktiv einzubeziehen“

Jürgen Czernohorszky (Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal)

Erfahrungen nutzen - Beteiligungskultur verankern

Das Büro für Mitwirkung nutzt die methodischen Erfahrungen des Wiener Klimateams. Aufsuchende Verfahren spielten dabei eine große Rolle und waren sehr erfolgreich. So erfolgreich, dass das Wiener Klimateam beim Österreichischen Verwaltungspreis 2023 sogar die Auszeichnung „Partizipation und Co-Creation“ bekam. 

Die Methoden beinhalten unter anderem die Bereitstellung von Begleitangeboten (wie Kinderbetreuung oder kostenlose Verpflegung) und die Zusammenarbeit mit lokalen Multiplikator*innen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Ko-Kreation, der gemeinsamen Erarbeitung von Projekten durch Verwaltung, Politik und Bürger*innen. Dabei hilft das Losverfahren zur Zusammensetzung von Bürger*innenjurys, eine diverse Beteiligung zu erreichen. Als Kommunikationsdrehscheibe nutzt die Stadt ihre digitale Go Vocal-Beteiligungsplattform.

Was hat Wien, was andere Städte nicht haben? Stichwort European Capital of Democracy

Was sind die Besonderheiten von Wien? Und was können andere Städte von Wiens immer wieder erfolgreicher Partizipationspraxis lernen? Drei wichtige Punkte:

  1. Systematisch inklusiv beteiligen!
    Wien setzt auf eine systematische und inklusive Bürger*innenbeteiligung: Die Stadt entwickelt gezielt Formate, um auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Entscheidungsprozesse einzubinden. Dies könnte als Modell für andere Städte dienen, die ähnliche Herausforderungen bei der Beteiligung haben.

  2. Niedrigschwellig, aufsuchend und hybrid!
    Die Erfahrung zeigt, dass aufsuchende Formate und die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und die Nutzung hybrider Beteiligungsformate - also Online- und Offline-Maßnahmen - erfolgreich sind. Andere Städte könnten sich von dieser praxis- und lebensweltnahen Herangehensweise viel abschauen.
  3. Ko-Kreation und Vertrauen!
    Wien legt Wert auf eine ausgewogene Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen, Politik und Verwaltung, was das Vertrauen in politische Prozesse stärkt. Dies könnte als Vorbild für Städte dienen, die das Vertrauen ihrer Bürger*innen in die Verwaltung und Politik erhöhen möchten.
„Demokratie ist die Summe aller leisen und lauten Stimmen“
Auftaktveranstaltung mit Wencke Hertzsch (links) Leiterin des neuen Büros für Mitwirkung der Stadt Wien und Dipl.Ing.in Marlene Fuchs vom Kompetenzzentrum übergeordnete Stadtplanung, Smart City Strategie, Partizipation, Gender Planning (KPP)

Wien ist Vorreiter für eine zeitgemäße Beteiligungskultur

Die Stadt nimmt mit ihrem „Büro für Mitwirkung“ eine Vorreiterrolle ein. Weil sie in den wichtigsten Themengebieten des Alltags alle Beteiligten an einen Tisch holt. Die Themenfelder Wiens Demokratie-Strategie bestehen aus:

Aktuell ist das "Büro für Mitwirkung" in Wiens Bezirken unterwegs. Mit persönlichen Gesprächen vor Ort und einem breiten Rahmenprogramm interaktiver Beteiligungsformate wird die Demokratie in Wien gefördert. Dabei setzt das Büro auf eine vertrauensvolle Atmosphäre, anschauliches Informationsmaterial und visuelle, interaktive Gestaltungselemente - und natürlich auch seine digitale Beteiligungsplattform von Go Vocal.

Diese bietet bereits jetzt einen Überblick über alle geplanten Veranstaltungen – dank des integrierten Veranstaltungskalenders. Die nächste Stufe ist dann die digitale Beteiligung. Ab Herbst 2024 startet die dritte Phase, zur gleichen Zeit wird auch das Online-Ideenforum eröffnet, das allen Wienerinnen und Wienern die Möglichkeit gibt, ihre Ideen und Meinungen zur Strategie einzubringen und sich mit ihren Nachbar*innen darüber auszutauschen.

Quelle: https://mitgestalten.wien.gv.at/de-DE/projects/demokratiestrategie/3 

"Durch verschiedene Aktivierungsmaßnahmen und proaktive Ansprache entstehen ungezwungene Gespräche. So können wir Informationen über unsere Aktivitäten sowie die Themen Demokratie und Beteiligung in Wien niederschwellig weitergeben."

Wencke Hertzsch, die Leiterin des Büros für Mitwirkung.

Sie wollen mehr von Wien lernen? Dann lesen Sie doch hier unsere Fallstudie zum Wiener Klimateamder schauen Sie sich das Webinar mit Wencke Hertzsch zum Thema Hybride Beteiligung an.

Sie können sich aber auch gerne mit uns in Verbindung setzen. Wir zeigen Ihnen alle Wege auf, wie Sie mit Ihrer Partizipation voll durchstarten können!