Es gibt aber einen Trick dagegen: Eine gesunde Zivilgesellschaft. Also nicht Bürger*innen, die alle paar Jahre ihr Kreuzchen bei der Wahl machen und Politik immer widerwilliger ‚konsumieren‘. Sondern Bürger*innen, die der Politik vertrauen und die Gesellschaft aktiv mitgestalten: Beteiligte Bürger*innen!

Vertrauen ist die Grundlage für eine gelingende Demokratie, in der die Bürger*innen bereit sind, sich zu beteiligen. Schauen wir uns also an, wie Sie mit Bürger*innenbeteiligung die Vertrauensbildung Ihrer Kommunalverwaltung  voranbringen können.

Aber Achtung:

„Erst, wenn die Richtigen zum richtigen Thema, auf richtige Art und mit richtigem Wirkungsanspruch beteiligt werden, findet Bürgerbeteiligung statt.“ - Jörg Sommer im  demokratie plus

Steigen wir ein und beleuchten verschiedene Vorgehensweisen, mit denen Sie Bürger*innenbeteiligung richtig machen!

Erst Selbstreflexion, dann wirkungsvolle Themen für Bürger*innenbeteiligung definieren

Wir alle wissen, die Aufgaben in Kommunalverwaltungen sind nie ‚abgeschlossen‘. Wenn ein Projekt geschafft ist, warten schon zehn weitere. Die Verlockung, Top-Down-Politik zu machen, ist groß – weil vermeintlich effizient.  Aber Top-Down-Entscheidungen sind nicht mehr zeitgemäß. Sie sind auch Quell der Unzufriedenheit vieler Menschen, die mitentscheiden möchten.

Es ist also an der Zeit, Politik als gemeinsamere Aufgabe zu verstehen. Kita, Stadtpark, Verkehr – das sind nur ein paar Stichworte, die die Menschen in ihrer Kommune Tag für Tag betreffen. Stellen Sie fest, in welchen Politikbereichen die Inklusion Ihrer Bürger*innen besonders wirkungsvoll wäre und holen Sie sie als Expert*innen oder Ideengeber*innen mit an den Tisch.

Echte Bürger*innenbeteiligung. Keine Scheinbeteiligung

Viele Menschen machen nicht die Erfahrung, dass ihre Stimme eine Wirkung erzeugen kann. Die Gründe sind vielfältig, z.B. fehlende Inklusion vulnerabler Gruppen oder Beteiligungsformate, die an den Menschen vorbeigehen. Oder Beteiligung, die zwar veranstaltet wird, es aber gar nicht ernst meint.

Um Vertrauensbildung voranzubringen, meinen Sie die Bürger*innenbeteiligung ernst. Das heißt:

  • Sie planen, Ergebnisse aus Partizipationsprozessen in Entscheidungsprozesse einzubinden, zu prüfen und Rückmeldung zu geben,
  • Sie holen die richtigen Zielgruppen für das jeweilige Thema ins Boot, konkret: Sie begeben sich in den Austausch mit Betroffenen,
  • Sie denken explizit an die Menschen, die in der Vergangenheit oftmals überhört und übersehen wurden (das sind z.B. Senior*innen, Kinder/Jugendliche, Frauen und queere Menschen und Menschen mit Migrationsbiografie).

Wie starten Sie jetzt Ihr Beteiligungsvorhaben?

Egal ob Sie neue Vor-Ort-Formate schaffen oder Ihre Beteiligungsplattform an den Start bringen möchten. Menschen, gerade schwierige Zielgruppen dazu zu bewegen, an einer Veranstaltung teilzunehmen bzw. sich für Online-Beteiligung zu registrieren, ist eine große Einstiegs-Herausforderung. Unsere Antwort: Bauen Sie ein Unterstützungsnetzwerk für Ihr Projekt auf!

Arbeiten Sie mit lokalen Partnern und Verbündeten zusammen

Sich mit wichtigen Personen der Gemeinschaft, mit Vereinen und Institutionen zusammenzutun, erleichtert die Anfänge in die Beteiligung maßgeblich. Wenn der Verwaltung nicht so recht getraut wird bzw. die Überwindung noch groß ist, der Sozialarbeiter, die Arbeitgeberin, die Kultur- oder Religionsgruppe hat diesen Vertrauensvorschuss bereits. Suchen Sie nach geeigneten Multiplikator*innen, um Ihre Einladung zur Beteiligung unter die Leute zu bringen. So erreichen Sie ein breiteres Publikum und Ihrem Anliegen wird größere Legitimität verliehen.

Stärkung von Netzwerken auch mit anderen Verwaltungen

Lassen Sie sich von anderen Städten inspirieren! Wenn Sie noch am Anfang stehen, sind andere Kommunen bestimmte Schritte in der Bürger*innenbeteiligung vielleicht schon gegangen. Lernen Sie von ihnen!

Beteiligungskultur verankern: Von innen heraus überzeugt von Partizipation

Beteiligungskultur verankern. Das klingt, als gäbe es ein Patentrezept. So einfach ist es nicht. Aber wenn Sie sich an die Grundhaltung „Beteiligung ernst meinen“ halten, ist die Miete schon fast drin! Wie das geht? Indem Sie sich vor Projektstart darüber im Klaren sind, was mit der Beteiligung konkret erreicht werden soll und welche Auswirkungen sie haben kann. Der Idealfall ist, dass jede Abteilung einen „Partizipationsreflex“ entwickelt, d.h. sich bei zu lösenden Problemen befragt, ob es sinnvoll wäre, ein partizipatives Projekt dazu zu machen.

Je mehr echte Projekte auf den Weg gebracht werden, desto mehr wird das Vertrauen der Bürger*innen wachsen. Diese Beteiligungskultur wird nach außen getragen.

Schaffen Sie mit Ihrer Kommunikation einen Vertrauenszyklus

Die Online-Plattform ist ein idealer Ort, um als Informationsdrehscheibe zu fungieren. Die „Spielregeln“ einer Beteiligungsplattform sollten jederzeit klar und leicht verständlich sein. Ihre Bürger*innen wird interessieren:

  • Was ist das Ziel der Plattform/eines bestimmten Projekts?
  • An wen richtet sich das Beteiligungsprojekt?
  • Wie werden die Beiträge verwendet?
  • Nach welchen Kriterien wird eine Auswahl getroffen?
  • Wie sollen die Ideen umgesetzt werden?
  • Und wie sicher sind meine Daten?

Klarheit und Transparenz

Geben Sie auf all diese Fragen Antworten! Beteiligung ist eine dialogische Angelegenheit. Um die Bürger*innen davon zu überzeugen, dass Ihr Projekt vertrauenswürdig ist, müssen sie sicher sein, dass ihr Vertrauen erwidert wird.

Stellen Sie den Nutzer*innen alle Informationen zur Verfügung, die sie benötigen, um eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen und sich umfassend in Ihr Beteiligungsprojekt einzubringen.

Eine offene und transparente Kommunikationsstrategie wird Ihnen helfen, eine konstruktive Beziehung zu den Bürger*innen aufzubauen, die zur Beteiligung oder sogar Initiative anregt. Wichtig ist dabei auch, dass sich die Bürger*innen mit den Inhalten der Plattform und dem Design identifizieren können. Achten Sie darauf, Ihre Beteiligungsplattform gemäß Ihrem Corporate Design zu personalisieren.

Auswirkungen und Fortschritte: die ganze Vielfalt von Bürgerbeteiligung zeigen

Die Plattform gibt Ihnen die Möglichkeit, Rückmeldungen zu geben, Zwischenberichte und Dokumentationen zu veröffentlichen und natürlich Resultate zu zeigen. Nutzen Sie die Einbindung von Karten und Bildern, um darzustellen, wie der aktuelle Stand ist. Erklären Sie z. B. auch, welche Bürger*innenvorschläge aus welchem Grund umgesetzt wurden (und warum andere Ideen nicht berücksichtigt wurden).

Die Kommunikation der Wirkungen sollte über viele Kanäle verbreitet werden, um auch Menschen, die sich bisher nicht beteiligt haben, zu zeigen: Beteiligung fruchtet. Die Einsätze der Mitbürger*innen waren nicht umsonst. Dies hilft sicher, sie  zu überzeugen, sich in Zukunft ebenfalls einzubringen.

Zeigen Sie zudem an, welche nächsten Beteiligungsoptionen für Nutzer*innen interessant sein können.

Natürlich können Sie Best-Practices einbinden. Ihre Nachbar- oder Partnerstadt hat gerade eine erfolgreiche Beteiligung zu Ende gebracht? Zeigen Sie, was dort mithilfe der Bürger*innen entstanden ist!

Mit Beteiligung Wirksamkeit schaffen: Jede*r kann etwas gestalten

Wir wissen, dass Beteiligungsprojekten gerade am Anfang mit vielen Fragen oder gar Zweifeln begegnet wird, was den Mehrwert anbelangt. Ganz im Sinne von „Ich kann ja sowieso nichts ändern.” Überzeugen Sie die Bürger*innen, dass sich in ihrem Alltag sehr wohl etwas bewegen kann, wenn sie aktiv werden. Wenn die Menschen die ersten Fortschritte im kommunalen Alltag sehen, werden ihre Zweifel schwinden. Stattdessen erleben sie Wirksamkeit – eine der wichtigsten Ressourcen für ein zufriedenes Leben.

Bürger*innenbeteiligung ist keine einmalige Angelegenheit. Es ist ein Grundverständnis dafür, wie das Zusammenleben besser gestaltet werden kann. Machen Sie Bürgerbeteiligungsprojekte zu einer Konstante Ihrer Politik. Die Vertrauensbildung der Menschen in Ihre Kommunalverwaltung wird davon profitieren!

Mit einer inklusiven Bürger*innenbeteiligung können Kommunalverwaltungen bessere, stärkere und gerechtere Demokratien schaffen. Laden Sie sich unseren kostenlosen Leitfaden zur Beteiligungskultur herunter und steigen Sie tiefer ein!