Die Einsatzgebiete der AG.URBAN sind vielseitig. Es geht um Strategien für den städtischen Raum, um Wohnformen und Beteiligungsprozesse ganz allgemein. Flankiert werden diese Themen durch innovative Beteiligungsformate.
Nach der Ansicht der AG.URBAN verstärken urbane Interventionen das Interesse der Bürger*innen für ihre jeweiligen Quartiere. Mit Beteiligung wird auch das Nachbarschaftliche wieder gestärkt.
Aktuelle Projekte sind z.B. eine interdisziplinäre Ernährungsstrategie mit ökologisch und sozial fairen Maßnahmen für Berlin Spandau, oder die Erarbeitung eines kooperativen Innenstadtkonzepts für die Stadt Cottbus. Diverse stadtplanerische Themen, die kreative Ansätze der Bürger*innenbeteiligung brauchen.
Bevor wir mehr erfahren, als aller erstes: Herzlich Willkommen bei Go Vocal!
Beschreibe zum Einstieg bitte das Tätigkeitsfeld von AG.URBAN!
Michael, Gesellschafter AG.URBAN: “Wir sind ein Stadtplanungs- und Partizipationsbüro aus Berlin, das sich 2015 gegründet hat. Unser interdisziplinäres Team besteht aus 18 Mitarbeitenden und wir sind hauptsächlich in Berlin und Brandenburg tätig. Dort unterstützen wir zumeist die öffentliche Hand oder Wohnungsbaugesellschaften, um Bauprojekte vorzubereiten oder räumlich-gesellschaftliche Querschnittsthemen – wie Klimaanpassung oder Beteiligung – zu begleiten.“
Welche Rolle spielt (digitale) Partizipation in der Stadtplanung und -entwicklung?
„Partizipation ist ein Schlüsselthema in der Planung, das maßgeblich zur Akzeptanz in der Gesellschaft und zum Erfolg von Projekten beiträgt. Die digitale Beteiligung ist seit Beginn ein integrierter Bestandteil unserer Arbeit, um die Erreichbarkeit zu steigern und den Teilnehmendenkreis zu erweitern. Diese Erkenntnis hat sich inzwischen mehrheitlich auch bei den Auftraggebenden durchgesetzt.“
Ihr habt in der Vergangenheit auch eure eigene digitale Plattform yourkiez.de entwickelt und beim Projekt Willy-Brandt-Platz in Essen bereits Go Vocal als Open Source verwendet. Nun habt ihr euch für die direkte Zusammenarbeit mit uns entschieden. Was ist für euch bei der Wahl einer Online-Beteiligungsplattform entscheidend? Welche Funktionen muss eine Partizipationsplattform bieten und wie kann sie eure Prozesse bestmöglich unterstützen?
„Letztlich gelten bei der Beteiligungsplattform die gleichen Faktoren wie bei analogen Formaten der Beteiligung: einfache und verständliche Ansprache und Aufgabenstellungen, ansprechendes und anregendes Design. Mit wenigen Klicks zum Ergebnis.
Die Plattform muss Verbindlichkeit ausstrahlen: Wozu kann ich mich eigentlich genau beteiligen und was passiert mit meinen Eingaben? Hochkomplexe Planungsprozesse und Problemstellungen für eine Beteiligung „mundgerecht“ herunterzubrechen ist eine Kernaufgabe unserer Arbeit, wozu neben der inhaltlichen Seite auch die technische Ausgestaltung gehört.“
Könnt ihr uns ein wenig über euer anstehendes Projekt mit der Stadt Magdeburg erzählen?
„Die Stadt Magdeburg erarbeitet aktuell einen Bebauungsplan für einen innerstädtischen Bereich. Durch die prominente Lage spielen städtebauliche, soziale, ökologische und ökonomische Faktoren eine große Rolle, die die Stadt gemeinsam mit der Bewohnerschaft diskutieren und aushandeln möchte. Wir werden insgesamt zwei Vor-Ort-Workshops veranstalten und dazu parallel online über die Go Vocal–Plattform die Beteiligung ermöglichen. Gleichzeitig bereiten wir eine Ausstellung in Magdeburg zum Projekt vor.“
Wer wird sich um die Beteiligungsplattform kümmern? Wie arbeitet ihr mit der Stadt und wie mit Go Vocal zusammen?
„Im Büro arbeitet das entsprechende Projektteam an der Plattform, wobei es ja größtenteils redaktionelle Arbeiten sind. Bei der Stadt ist das Stadtplanungsamt unser Ansprechpartner. Passenderweise stellt sich Magdeburg aktuell umfassend neu im Bereich der digitalen Beteiligung auf, so dass wir in eine spannende Zeit hineinkommen. Die Abstimmung sowohl mit der Stadt als auch mit Go Vocal läuft meist digital, aber auch analoge Treffen sind ein Teil des Arbeitsprozesses. Bald steht ein gemeinsamer Workshop zur Nutzung der Plattform an.“
Wie sieht eure anfängliche Kommunikationsstrategie aus?
„Wir versuchen immer, die vor Ort zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle maximal zu nutzen und einzubinden. Nicht unerheblich ist dabei natürlich das vom Auftraggeber zur Verfügung gestellte Budget für diese Position. Wir bewerben die Plattform, die Workshops und die Ausstellung hauptsächlich über die lokale Presse und Flyer.
Wir würden noch gerne mehr über die Social-Media-Kanäle kommunizieren. Der offizielle Magdeburg-Auftritt wird aber über das Stadtmarketing betreut, so dass dort Beteiligungsthemen redaktionell eher keine Rolle spielen. Insbesondere über die Ausstellung, die in einem Laden direkt in der Innenstadt zu besuchen sein wird, wollen wir die Beteiligungsplattform und die beiden Workshops bewerben.“
Welche Tipps würdet ihr Städten und Kommunen geben, die noch wenig Erfahrung mit digitaler Beteiligung in der Stadtgestaltung gesammelt haben?
„Glücklicherweise ist inzwischen keine große Schwellenangst beim Thema digitale Beteiligung mehr wahrzunehmen. In den Verwaltungen und der Politik ist auch durch den Generationenwechsel eine Offenheit gegenüber Beteiligung und digitalen Instrumenten festzustellen.
Bei noch wahrzunehmenden Ressentiments hilft der Hinweis auf den Mehrwert, der erzeugt wird. Beteiligung schafft Akzeptanz. Mittelfristig ergibt sich auch eine Zeitersparnis, da gebündelter und effizienter kommuniziert wird. Digitale Formate bündeln diese Vorteile nochmal.
Bei wenig Erfahrung heißt es: Einfach mal mit einem Projekt anfangen und ausprobieren; es gibt inzwischen so viele gute Beispiele, an denen sich Städte und Kommunen Inspirationen holen können.“
Wir sind gespannt auf eure Ergebnisse. Vielen Dank für das interessante Gespräch!
Wenn auch Sie einfach mal anfangen wollen oder Inspirationen für Ihren Einstieg in die digitale Bürger*innenbeteiligung brauchen, dann kommen Sie auf uns zu! Wir arbeiten im Rahmen unserer Beteiligungsprojekte mit verschiedenen Partnern zusammen. Ganz gleich, ob Ihr Themenbereich in der Stadtplanung oder in anderen kommunalen Zuständigkeiten liegt. Die Beteiligung der Menschen durch Open Source Möglichkeiten oder mithilfe einer lizenzierten digitalen Beteiligungsplattform wird aus städtischen Vorhaben Erfolgsprojekte machen.