Wie kann Ihre Stadt also mehrsprachige Bürgerbeteiligung durchführen?

Wie man mehrsprachige Beteiligung in der Gemeinschaft aufsetzt

Klare Kommunikation ist von entscheidender Bedeutung, um mehr Gemeinschaftsmitglieder einzubinden. Und Transparenz ist der Schlüssel, um das Beteiligungsinteresse der Bürger:innen zu halten. Neben einem Plan, ‘wann’ mit den Einwohner:innen kommuniziert werden soll, muss auch das ‘wie’ entwickelt werden, um sprachliche Teilhabe zu berücksichtigen. Denn „die Planung des sprachlichen Zugangs ist ein wichtiger Bestandteil der Schaffung gerechter, kulturell dynamischer und einladender Gemeinschaften“ Root Politik Beratung – so wird  politisch-gesellschaftliche Partizipation gefördert.

Im Folgenden teilen wir 6 Empfehlungen für  sprachliche Barrierefreiheit, die Ihnen helfen können, die Beteiligung Ihre diversen Gemeinschaft zu verbessern:

1. Verstehen Sie die Sprachbedürfnisse Ihrer Bürger  

In Deutschland haben laut Mikrozensus 21,2 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund, gut ein Viertel der Bevölkerung. Wie sieht das in Ihrer Kommune aus und was bedeutet das für die Partizipation in Ihrer Stadt? Die Stadt Hannover beispielsweise bietet ihre Informationen in 18 Sprachen an, in der niedersächsischen Hauptstadt werden neben Deutsch 70 andere Sprachen im Alltag gesprochen. In Berlin sollen es sogar 103 sein, allerdings bietet die Stadt ihre Informationen nur in vier Sprachen an, wobei türkisch oder arabisch nicht dazugehören. Die Seite der Stadt Bielefeld lässt sich per Mausklick in elf Sprachen anzeigen. Finden Sie heraus, welche Sprachen in Ihrer Gemeinschaft am häufigsten gesprochen werden. Mit diesem Wissen können Sie die richtigen Prioritäten hinsichtlich der Entwicklung Ihrer Kommunikationsmaterialien setzen: In welchen Sprachen soll Ihre Öffentlichkeitsarbeit, sollen Sitzungen und Ihre digitale Beteiligungsplattform zugänglich sein? Neben Zensusdaten sind auch lokale Gemeindeorganisationen gute Anlaufstellen, um die lokalen sprachlichen Bedürfnisse zu ermitteln.

2. Übersetzen von Materialien und Treffen zur Einbindung der Gemeinschaft

Stellen Sie mehrsprachige Materialien zur Verfügung – auch was die Beteiligungsmöglichkeiten betrifft. Die digitale Beteiligungslattform von CitizenLab verfügt über eine mehrsprachige Schnittstelle, sodass Sie die Sprachen hinzufügen können, die Ihre Gemeinschaft am meisten benötigt. Das erleichtert den Kontakt und die Kommunikation.  Überlegen Sie auch, wie Sie Ihre Sitzungen und Veranstaltungen zugänglicher machen können. Vielleicht können Sie Mittel für Simultandolmetscher einplanen oder Untertitel für virtuelle Veranstaltungen oder Leichte Sprache vorsehen? Was ist mit Gebärdensprache? Wenn das im Großen nicht umsetzbar ist, können Sie Ihre Tagesordnung so anpassen, dass sie Formate wie sprachspezifische Diskussionsrunden enthält?

zoom meeting
Ein Online-Workshop mit den Bürger:innen.

3. Mehr als nur Übersetzungen anfertigen

Eine kultursensible Ansprache anstelle einer wortwörtlichen Übersetzung kann viel dazu beitragen, dass sich die Menschen mit Sprachbarrieren wohler fühlen und sich eher trauen, sich zu beteiligen. Arbeiten Sie mit professionellen Übersetzer:innen, lokalen Gemeindeorganisationen oder mehrsprachigen Mitarbeitenden zusammen, um eine ansprechende Übersetzung von öffentlichen Sitzungen zu erhalten und sich beraten zu lassen, wie Sie bestimmte Informationen am besten auf kulturell angemessene Weise vermitteln können.

4. Zusammen mit lokalen Führungspersönlichkeiten kommunale Partizipation stärken

Befähigen Sie Einwohner:innen, Führungspositionen in der Gemeinschaft zu übernehmen. Dafür bieten sich bspw. Akademien für Bürger:innen, Schulungsprogramme für Führungskräfte und Möglichkeiten zur Mitarbeit in lokalen Ausschüssen an. Bieten Sie diese Formate auch in den jeweils relevanten Sprachen an, die in Ihrer Kommune gesprochen werden. Sie tragen dazu bei, dass sich Ihre vielfältige Bürger:innenschaft langfristig leichter engagieren und Vertrauen aufbauen kann. In je mehr Sprachen Ihre Verwaltung kommuniziert, desto mehr Menschen erreicht sie und gewinnt breitere Unterstützung für kommunale Vorhaben.

5. Halten Sie mehrsprachige Beteiligung flexibel

Inklusion ‘richtig’ zu machen, braucht Zeit. Das betrifft natürlich auch Ihre Bemühungen um mehrsprachige Partizipation. Seien Sie bereit, auf Ihrem Weg in eine inklusive Politikgestaltung regelmäßige Anpassungen vorzunehmen und alle Rückmeldungen zu berücksichtigen, die Sie im Laufe des Prozesses erhalten. Bei sehr technischen Themen können Sie z.B. feststellen, dass schriftliches Material allein nicht genügt und dass die Vermittlung von Botschaften mit visuellen Mitteln, wie Infografiken, dazu beitragen kann, Informationen so zu vermitteln, dass sie leichter zugänglich sind – das fördert ein größeres Engagement.

6. Informieren Sie Ihre Gemeinschaft über mehrsprachige Optionen

Vergessen Sie bei der Verbesserung der sprachlichen Zugänglichkeit nicht, Ihre Maßnahmen zu kommunizieren. Hängen Sie Schilder mit Hinweisen auf Sitzungen mit Übersetzungsdiensten in mehrsprachigen Vierteln auf oder fügen Sie auf Ihrer Website Hinweise zu Mehrsprachigkeit hinzu, damit Ihre Bürger:innen über ihre Teilhabemöglichkeiten informiert sind.

Bürgerbeteiligung für mehrsprachige Gemeinschaften

Unsere Gemeinschaften wachsen, verändern sich und werden multilingualer. Es ist an der Zeit, dass unsere demokratischen Institutionen die Menschen auch sprachlich abholen. So schaffen es unsere Kommunalverwaltungen, repräsentativere Rückmeldungen aus der Bevölkerung zu erhalten, mehr Beteiligung zu schaffen und die Menschen effektiver einzubinden.

Lesen Sie mehr über inklusive Bürger:innenbeteiligung: